ASPICE


Reifegradmodell – Prozessmodell Automotive SPICE

Hintergrund von ASPICE – Automotive SPICE

„SPICE“ ist eine Abkürzung, die sich aus dem englischen Begriff „System Process Improvement and Capability Determinition“ ableitet. Ursprünglich steht das  „S“ in SPICE für „Software“, das Prozessmodell wurde zwischenzeitlich erheblich erweitert und umfasst alle Systemprozesse. In ASPICE steht das „A“ für Automotive wegen der automotive-spezifischen Anpassungen des Reifegradmodells. ASPICE basiert auf der Normenreihe ISO/IEC 330xx.

Auslöser für ASPICE

Nicht nur im Automotive-Bereich sehen sich die Beteiligten mit verkürzten Entwicklungszyklen, parallelen Entwicklungstätigkeiten mit globaler Aufteilung, steigenden Sicherheits- und Umweltanforderungen sowie steigenden Kundenansprüchen und einem schnellen, tiefgreifenden Technologiewandel konfrontiert. Ebenso zeigt ein Auswertung vergangener Entwicklungsprojekte die Defizite in den Entwicklungsprojekten und dem Produktentstehungsprozess sehr deutlich auf.

Damit Entwicklungsprojekte ihre Aufgaben bewältigen können, benötigen sie stabile Abläufe, eindeutig definierte Schnittstellen, zugeordnete Verantwortlichkeiten und definierte Leistungs- und Lieferumfänge zu definierten Meilensteinen. Und eine Möglichkeit aus Fehlern und Erfahrungen zu lernen und diese Erfahrung auch mit anderen Projekten teilen zu können.

Das Reifegradmodell ASPICE

Das ASPICE Modell besteht aus zwei Dimensionen:

  • Prozessdimension
  • Capability Dimension

In der Prozessdimension sind definierte Prozesse mit ihren Anforderungen beschrieben.

Die Capability Dimension beschreibt konkreten Leistungs- oder Erfüllungsanforderungen abgestuft in  „Capability Level“ (CL) zur Messung der Fähigkeit eines Prozesses.

Prozessdimension

ASPICE umfasst 32 Prozesse – untergliedert in Haupt- und Untergruppen – , die als in jedem Projekt als erforderlich gelten um das Projekt zum Erfolg zu führen. Innerhalb eines jeden Prozesses sind die relevanten Projektaktivitäten mit dem angestrebten Ergebnis beschrieben.

  • Primary Life Cycle Processes
    • Acquisition Process Group (ACQ): Prozesse, um das Lastenheft zu erstellen und das Lieferantenmanagement zu etablieren.
    • Supply Process Group (SPL): Prozesse, um Angebotsprozess und die Auslieferung des Produktes zu unterstützen.
    • System Engineering Process Group (SYS): Prozesse um Systemspezifikation, Systemarchitektur und Tests zu definieren.
    • Software Engineering Process Group (SWE): Prozesse um Softwarespezifikation, Softwarearchitektur und Tests zu definieren.
  • Supporting Life Cycle Processes
    • Supporting Process Group (SUP): Prozesse zur Qualitätssicherung, Dokumentation und  Problem- und Änderungsmanagement.
  • Organizational Life Cycle Process Group
    • Management Process Group (MAN): Prozesse für Projekt- und Risikomanagement sowie Messung der Projektleistung
    • Reuse Process Group (REU): Prozesszur  Wiederverwenden von Projektergebnissen / Lessons Learned.
    • Process Improvement Process Group (PIM): Prozess für Prozess-Verbesserungsprogramme

Prozessstruktur/ -beschreibung

Alle Prozesse in ASPICE sind immer in folgender Struktur beschrieben:

  1. Process ID
  2. Process Name
  3. Process Purpose
  4. Process Outcomes
  5. Base Practices
  6. Output Work Products

VDA Scope

Als VDA – Scope wird ein auf 16 Prozesse verkleinerter Umfang von den ursprünglich 32 Prozessen im Ursprungsmodell bezeichnet. Diese Auswahl von 16 Prozessen gelten als die relevanten, zwingend erforderlichen Prozesse in der Entwicklung softwarebasierter Systeme. In einem Assessment (=Audit) wird als Minimalumfang der VDA-Scope untersucht.

Capability Dimension & Capability Levels CL

In der Capability Dimension sind die Leistungsanforderungen an die o.a. Prozesse auf einer 6-stufigen Skala von 0 bis 5 als sogenannten Capability Levels (CL) definiert. Das niedrigste Level ist Level 0, das höchste Level 5.  Jeder untersuchte Prozess wird damit einzeln bewertet. E

Die Leistungs-/ Erfüllungsanforderungen der ASPICE Level

  • ASPICE Level CL 0: Der Prozess wird nicht umgesetzt oder erfüllt den Prozesszweck nicht.
    Es existieren keine oder fast keine Nachweise für die notwendigen Ergebnisse.
  • ASPICE Level CL 1: Der Prozess wird umgesetzt und erfüllt auch seinen definierten Zweck.
    Die Arbeitsergebnisse weisen nach, dass der Prozess gelebt und verstanden wird. Es kann, muss aber keine formale Tätigkeits-/Prozessbeschreibung vorhanden sein.
  • ASPICE Level CL 2: Die Tätigkeiten, die zur Umsetzung des Prozesses notwendig sind, werden geplant, sind dokumentiert und überwacht. Ressourcen sind verfügbar; die Verantwortlichkeiten sind festgelegt und kommuniziert. Die Ergebnisse des Prozesses werden strukturiert dokumentiert und verwaltet.
  • ASPICE Level CL 3: Ein Standardprozess existiert und ist dokumentiert, der für mehrere oder alle Projekte eines bestimmten Bereiches gültig ist. Dieser Standard ist geeignet, den Prozesszweck zu erfüllen und die geforderten Ergebnisse zu erzeugen. Er wird nachweislich im Projekt umgesetzt. Elemente des Standardprozess dürfen /können nach klar definierten Regeln angepasst werden.
  • ASPICE Level CL 4: Für den Prozess sind messbare Kenngrößen und Messverfahren definiert, um das Prozessergebnis abhängig vom Projektziel zu erreichen. Der Prozess wird mit Hilfe der Kenngrößen überwacht und ggfs. wird korrigierend mit Feedback eingegriffen.
  • CL 5: Auf Basis der in Level 4 gewonnenen Erkenntnisse werden Verbesserungspotentiale identifiziert und realisiert um effizienter und effektiver die Unternehmensziele zu erreichen.

Analog zur Prozessbeschreibung wird jederASPICE Level mit Prozessattributen (PA) beschrieben, die später im Assessment zur Prozessbewertung genutzt werden. . Level 0 hat kein Attribut, Level 1 hat nur ein Attribut, alle anderen Level haben 2 Attribute.

Die Attribute beschreiben folgende Elemente:

  1. Attribute ID
  2. Attribute Name
  3. Zweck des Attributes
  4. Achievements
  5. Generic Practices
  6. Generic Resources

weiterführende Informationen zu ASPICE

Das Prozessmodell ASPICE kann auf der website von https://www.automotivespice.com kostenfrei heruntergeladen werden. Vom VDA selbst wird ein kostenpflichtiger Leitfaden in gedruckter Form, die VDA Automotive SPICE Guidelines , angeboten.

Schulung zu Prozessanalyse & Prozessoptimierung

Wir bieten offene Schulungen oder als individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Inhouse-Trainings zur Prozessanalyse und Prozessoptimierung.

Entwicklungsziele nicht erreicht? Lieferverzug? Qualitätsprobleme?

Beratung zur Produktentwicklung & Prozessoptimierung

Wir helfen Ihnen,  termin- und kostengerecht bessere Produkte zu entwickeln und Ihre Prozesse zu optimieren. Hier ist Ihr Kontakt zu uns.

« Back to Glossary Index