Reifegradmodell


Was ist ein Reifegradmodell?

Ein Reifgradmodell ist ein Bewertungsmodell mit unterschiedlichen, hierarchischen Entwicklungsstufen, die als Soll- oder Zielzustände für eine Prozessentwicklung oder Unternehmensentwicklung verstanden werden. Ein Reifgradmodell bildet damit die Grundlage zur Bewertung von Unternehmensprozessen und Abläufen. Z.B. im Projektmanagement und Prozessmanagement sind Reifegradmodelle gelebte Praxis. Hier dient das jeweilig gewählte Reifegradmodell zur Prozessbewertung und der Definition der folgenden Verbesserungsschritte.

Aus methodischer Sicht nutzen viele Reifegradmodelle qualitative und auch quantiative Bewertungsmethoden wie die Nutzwertanalyse oder decision analysis nach Kepner Tregoe.

Was erfahren Sie in diesem Beitrag? – Inhalte

Was ist ein Reifegrad?

Man kann einen Reifegrad als Bewertungsnote ähnlich wie in einem Schulnotensystem interpretieren, wobei im Reifegradmodell von einer ständigen Weiterentwicklung ausgehend von der jeweilig erreichten „Reifegrad-Stufe“ zur nächst höheren Stufe in Richtung des Soll- oder Idealzustands ausgegangen wird. Ein wesentlicher Unterschied zu einem Schulnotensystem besteht darin, dass es sich um ein Stufenmodell handelt, dass zum Erreichen der nächste Reifegrad – Stufe das Erreichen der niedrigeren Stufe voraussetzt. Dies ist ähnlich wie die bei den „Gürteln“ – den Qualifikationsstufen –  im  Judo, Karate oder Six Sigma.  Als Reifegrad wird letztlich die Summe der Erfüllungsgrade mehrerer Einzelkriterien verstanden.

Reifegradmodell – Ziele

Die Mehrzahl der Reifegradmodelle hat das Ziel der Beschreibung, Stabilisierung, Verbesserung und Weiterentwicklung der Unternehmensprozesse. Ein Reifegradmodell ist daher ein Stufenmodell zur Prozessverbesserung.

Ebenso stellt ein Reifegrad eine Leistungsanforderung für den jeweiligen Prozess oder Bereich dar, den es zu erreichen gilt. Dabei ist es wichtig, die Fähigkeiten der bisher erreichte Leistungsstufe beizubehalten – Die Organisation darf also nicht „verlernen“ oder vergessen.

Die Reifegrade bauen stufenweise aufeinander auf. Ein Reifegrad gilt nur dann als erreicht, wenn sowohl die ihm zugeordneten als auch die hierarchisch niedrigeren Anforderungen aus den vorhergehenden Stufen nachweislich sicher erreicht werden.

Ein Reifegradmodell einführen – Vorgehensweise

Die Schrittfolge zur Einführung und Nutzung eines Reifegradmodells ähnelt der anderer Prozessoptimierungsmethoden und Bewertungsverfahren.  Die durchzuführenden Schritte orientieren sich am bekannten PDCA-Zyklus und werden in die folgenden fünf Punkte untergliedert [2]:

  1. Zielsetzung und Rahmenbedingungen für Einführung eines Reifegradmodells klären
  2. Anwendungsbereich und Schnittstellen definieren, Reifegradmodell auswählen
  3. Reifegradmodell, Stufen, Leistungsanforderungen und Bewertungsmethode auswählen
  4. Prozess analysieren und bewerten
  5. Reifegradstufe bestimmen, Optimierungsmassnahmen definieren und umsetzen

Man muss nicht unbedingt neu ein Reifegradmodell erstellen. Es existieren zahlreiche z.T. branchenspezifischen Reifegradmodelle. Deren Nutzung im Sinne eines Template kann die Einführung und Anwendung erheblich vereinfachen und beschleunigen. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass das Ziel, eines Reifegradmodell einzuführen letztlich auf eine unternehmensweite Prozessverbesserung ist. Vor diesem Hintergrund sollte auch eine Prozessanalyse und -bewertung erfolgen. Im ersten Schritt wird diese sicherlich zunächst ähnlich wie ein internes Audit  als Self Assessment erfolgen. Erst in späteren Schritten wird man eine Zertifizierung durch externe Auditoren / Assessoren anstreben.

Der Abschluss der Prozessanalyse bildet die Bewertung und insbesondere die Definition und nachfolgende Umsetzung konkreter Verbesserungsmassnahmen mit einer Überprüfung der Wirksamkeit.

Reifegradmodell Beispiel

Das Capability Maturity Model (CMM), Project Management Maturity Model (PMMM) bzw. ASPICE (Automotive SPICE) – sind Beispiele für weitverbreitete Reifegradmodelle.

Reifegrad-Absicherung – Den Produktentstehungsprozess beherrschen

Weil das Versagens eines Gliedes der Wertschöpfungskette zum Versagen der gesamten Supply Chain führen kann, wurde im Automobilbereich vom VDA das Verfahren der „Reifegradabsicherung für Neuteile“ eingeführt. Verkürzt gesagt, kann man es als ein Reifegradmodell für die Produktentwicklung bezeichnen. Ziel ist es unter anderem, einen gemeinsamen, einheitlichen Bewertungsstandard für den Produktentwicklungsprozess über alle Ebenen der Zuliefererkette zu schaffen.

Als eine Folge dieses gemeinsamen Standards ist eine sehr deutliche Tendenz erkennbar – das branchenweite Streben nach Transparenz und Beherrschung eines gesamtheitlichen Produktentstehungsprozesses – von der Produktidee über den eigentlichen Produktentwicklungsprozess mit Fertigungs- und Logistikplanung unter frühzeitiger Einbeziehung des Qualitätsmanagement.

Die Reifegrad-Absicherung dient in diesem Sinne damit nicht mehr nur der klassischen Absicherung der Produktqualität im Sinne eines quality gate, sondern wird zu einer Überprüfung und Absicherung des business case –  eine Betrachtung von Strategie, Produkt- und Prozessreife sowie Zukunftsperspektiven denkbarer Risiken und aktueller Massnahmen.

Die klaren, nachvollziehbaren Anforderungen an die jeweilige Stufen schaffen für jeden der Beteiligten Klarheit, was erfüllt bzw. erledigt ist und wo noch Handlungsbedarf besteht.

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