Das Etikett hält nicht … soll einen 6 – stelligen Euro-Betrag kosten?

„Das Etikett hält nicht!“ – Ist das wirklich ein ernstes Problem?

In unseren Schulungen zur Problemlösung arbeiten wir in den Praxisübungen immer an Themen der Teilnehmer bzw. ungelösten Problemen aus Ihrem beruflichen Umfeld.

Die Teilnehmer suchen sich selbst die Themen aus, die Diskussion zum Problemhintergrund und die damit verbundenen Brisanz überrascht immer wieder.

Hintergrund von „Das Etikett hält nicht!“

Der Teilnehmer arbeitet in einem Unternehmen des Maschinenbaus. Die Anlagen stehen weltweit bei Kunden unterschiedlicher Branchen. Wichtige Funktionen der Anlagen – insbesondere Sicherheitseinrichtungen – sind durch Etiketten bzw. Aufkleber gekennzeichnet, die auf das Gehäuse bzw. die Verkleidungsteile geklebt sind.

Weil es sich um sicherheitsrelevante Funktionen handelt, müssen diese Etiketten vorhanden sein. Leider lösen sich die Etiketten nach einer gewissen Zeit und fallen einfach ab.

Das Problem existiert schon seit mehr als 10 Jahren (!). Es wurde bisher im Engineering bzw. in F&E als Bagatelle behandelt,“ weil die Servicetechniker „ja eh vor Ort“ sind und dann es „ja kein Aufwand ist, mal ein Etikett zu ersetzen“. …

„Das ist doch kein Aufwand, mal ein Etikett zu ersetzen,
das kostet doch nur ´nen Euro!“

Die Prüfung auf fehlende Etiketten – und ihre Erneuerung – ist inzwischen Teil des Serviceplans. Die Servicetechniker, die die Anlagen warten – im wöchentlichen bzw. monatlichen Rhythmus – kontrollieren die Anlagen, bei fehlenden Etiketten wird der Untergrund gereinigt und sie kleben neue Etiketten auf. Jeder Servicetechniker hat deshalb einen entsprechenden „Handvorrat“ der Standardtypen.

Die realen Kosten von “ Das Etikett hält nicht!“

Ein paar Zahlen und eine Kostenschätzung:

Das Etikett hält nicht! - Kostenschätzung

Hinweis: Die Zahlen in diesem Praxisbeispiel sind leicht verfremdet und vereinfacht aus datenschutzrechlichen Gründen, die aufgezeigte Tendenz war mit den realen Zahlen ebenso deutlich und signalisierte einen entsprechenden Handlungsbedarf.

„Eh Da Kosten“ = EDA-Kosten

Wie so oft, verblüffen die tatsächlichen, realen Zahlen. – Selbst dann, wenn nur mit einigen einfachen Annahmen gearbeitet wird um die Kosten grob abzuschätzen. In der Problemlösungs – Schulung als Übung und mit einigen Vereinfachungen gedacht, führte dieses Praxisbeispiel zu sehr nachdenklichen Gesichern und machte den Handlungsbedarf sehr deutlich.

Das war u.a. daran zu erkennen, dass der „Problembesitzers die erste Pause nutzte, um ein kurzes, aber vom Ton her sehr eindringliches Telefonat mit dem Bereichsverantwortlichen zu führen…

Problemeingrenzung & Ursachenhypothese für „Das Etikett hält nicht!“

Die Leitfragen zur Fehlereingrenzung und die Anwendung der Kepner-Tregoe-Technik der Ist – Ist -Nicht -Abgrenzung ergaben sehr aufschlussreiche Informationen:

  • Ist: Das Versagen der Verklebung findet zwischen Klebstoff und Verkleidungsblech statt ( = Adhäsionsbruch)
  • Ist-Nicht: Ein Versagen in der Klebstoffschicht (= kein Kohäsionsbruch)
  • Ist-Nicht: in der Grenzfläche Klebstoff zu Etikettrückseite (= kein Adhäsionsbruch), der Klebstoff befindet sich mehr oder minder vollständig auf der Etikettrückseite / Klebeseite.

Die zweite wichtige Beobachtung:

  • Ist: Die Etiketten fallen nur von pulverlackierten Blechen ab
  • Ist-Nicht: auf blanken Alu-Blechen oder PVC-Verkleidungstafeln halten sie dauerhaft ohne abzufallen.

Diese Informationen in Kombination mit ein wenig chemischen Fachkenntnissen und Prozesswissen zum Pulverlackieren und Pulverbeschichten, erlaubte es in der Schulung, sehr schnell eine Ursachenhypothese aufstellen, die sich ebenso schnell durch ein Google & KI-Recherche bestätigen ließ:

Die Recherche-Frage

  • Warum fallen Klebeetiketten von pulverlackierten Blechen nach einer gewissen Zeit ab?

… bestätigte die vermutetetn Ursachen im ersten Google-Treffer und in der KI-Antwort, die Treffer in Google auf den Plätzen 2 und 3 waren Unternehmen, die für das Problem bereits Lösungen anbieten.

Fazit des Teilnehmers und „Problembesitzers“

Probleme lösen kann so einfach sein! –
Wenn man systematisch und strukturiert daran geht!

Eine strukturierte Herangehensweise hilft, selbst langjährig ungelöste oder auch ignorierte Probleme wie „Das Etikett hält nicht “ erfolgreich zu bearbeiten. Es ist nur ein bisschen Zeit und die Kenntnis der erforderlichen Problemlösungsmethoden nötig – und diese kann man lernen!

Eine Notiz am Rande: Das war dann Inhalt im Telefonat in der 2ten Pause …

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