Wertstromanalyse


Wertstromanalyse  dient dazu, schnittstellenübergreifend – vom Lieferanten über das Unternehmen zum Kunden – einen Wertstrom bezüglich Materialfluss, Informations- und Datenfluss zu visualisieren und zu bewerten um Optimierungs- und Verbesserungspotentiale zu identifizieren.
Was erfahren Sie in diesem Beitrag? – Inhalte

Die  Wertstromanalyse – im Englischen als Value Stream Mapping (VSM) bezeichnet – stammt methodisch  aus dem Toyota Produktionssystem (TPS).

Sie basiert auf der klassischen Prozessanalyse. Zur Bewertung der Prozessqualität werden die Verschwendungskriterien „Muda´s“ sowie die Gestaltungsregeln des Lean Management angewendet um Abhängigkeiten, Ineffizienzen und Verbesserungspotentiale aufzuzeigen. Wertstromanalyse ist deshalb in Verbesserungsprojekten häufig ein wichtiger Bestandteil der Analysephasen

Was ist ein Wertstrom? – Definition

Ein Wertstrom besteht aus alle Tätigkeiten in der erforderlichen Reihenfolge, die zur Herstellung bzw. zum auf-den-Markt-bringen eines Produkts erforderlich sind. Ein Wertstrom umfasst dabei alle Materialbewegungen als auch alle Daten- und Informationsflüsse. Er startet beim Lieferanten und endet beim Kunden (interner oder externer Lieferant bzw. interner oder externer Kunde).

Wertstrommanagement

Üblicherweise bieten Unternehmen mehrere Produkte bzw. Produktkategorien an – mit unterschiedlichen Lieferanten und unterschiedlichen Kunden. Es existieren daher in der Regel mehrere verschiedene Wertströme in einem Unternehmen.

Oft teilen sich diese unterschiedlichen Wertströme einzelne Resourcen „shared resources“. Dies können einzelne Unternehmensbereiche, einzelne Maschinen oder auch Einzelpersonen sein. Solche „shared resources“ können sehr schnell zum Engpass „Bottleneck“ werden, wenn sie nicht optimal beplant und gesteuert werden.

Die Koordination und Priorisierung dieser Kreuzungspunkte in den Wertströmen ist eine wesentliche Aufgabe des Wertstrommanagements (vgl. dazu Theory of Constraints TOC).

Vorteile der Wertstromanalyse

  • gemeinsames Prozessverständnis auf Faktenbasis
  • Transparenz über Prozesse & Schnittstellen,
  • Offenlegen von Problemen, Optimierungspotentialen und Schwachstellen
  • Grundlage für Entscheidungen

Wie führe ich eine Wertstromanalyse durch? – Vorgehensweise

Phase 1 Vorbereitung der Wertstromanalyse

Es wird immer wieder übersehen: Die Ressourcen im Unternehmen sind in der Regel begrenzt! Es ist deshalb sinnvoll, vor der Durchführung der Wertstromanalyse einige Vorüberlegungen und Vorarbeiten zu erledigen:

  1. Identifikation der verschiedenen Wertströme im Unternehmen
  2. Priorisierung der Wertströme zur Analyse („Wertstrom-Paretos“ & Veränderungsfreiräume)
  3. Abgrenzung des Analyse-Umfangs „Start“ – „Ende“
  4. Beteiligte & Stakeholder klären
  5. Kapazitäten und Termine planen

Phase 2 Wertstromanalyse durchführen – Analyse des Ist-Zustands

Die Analyse des „Current State“ stellt die eigentliche Wertstromanalyse dar. Wie bei einer Prozessanalyse wird der ausgewählte Prozess zwischen definiertem „Start“ und „Ende“ zunächst grob, später verfeinert beschrieben und ähnlich einem Flussdiagramm mit Hilfe von Pfeilen graphisch dargestellt.

Typischerweise erfolgt die Analyse „upstream“, d.h. vom Kunden zum Lieferanten entgegen dem Wertschöpfungsstrom.

Wichtig ist es, dass sowohl der Materialfluss als auch der Daten-/ Informationfluss mit Hilfe von Kennzahlen erfasst wird.

Wertstromanalyse – Symbole zur Visualisierung des Wertstrom

Klassisch erfolgt die Darstellung mit Pfeilen als Workflow, allerdings werden ergänzend in der Wertstromanalyse besondere Wertstromsymbole verwendet.
Für alle Prozessschritte werden die wichtigen Prozess-KPI´s, die Art der Steuerung (Push vs. Pull) und Regelkommunikation sowie Verschwendung, Auffälligkeiten und Probleme dargestellt.

Typischerweise erfolgt die Visualisierung des analysierten Prozesses auf Brown Paper  und wird dann oft raumfüllend. Deshalb wird oft mit Wertstrom-Software zur Visualisierung gearbeitet.

Kenngrößen und Kennzahlen der Wertstromanalyse

Im Zuge einer Wertstromanalyse können prinzipiell 2 Kategorien von Kenngrößen unterschieden werden –  die Sicht des externen Kunden und  die Sicht der internen Kunden.

Kenngrößen des externen Kunde
  • Anzahl der Varianten
  • Kundenbedarfe
  • Kundentakt
  • Liefertreue
  • Häufigkeit und Varianz der Abrufe
  • Reklamationen
Kenngrößen des internen Kunden
  • Fertigungszeit
  • Durchlaufzeit
  • Liegezeit
  • Kapazität & Auslastung
  • Bestände & Work in Prozess (WIP)
  • Losgröße
  • Zykluszeit
  • Rüstzeit
  • Anzahl der Mitarbeiter und/oder Maschinen
  • Anzahl der Schichten
  • Overall Equipment Effectiveness (OEE)
  • Ausschus
  • First Pass Yield
  • Nacharbeit & Success Rate

Wertschöpfende vs. Nicht-Wertschöpfende Tätigkeiten

  • Wertschöpfende Tätigkeiten
    erzeugen Wert – D.h. der jeweilige Prozess verändert das Produkt und der Kunde ist bereit, dies zu bezahlen. Sie werden im Workflow häufig „Grün“ gekennzeichnet
  • Nicht-Wertschöpfende Tätigkeiten
    verbessern das Produkts oder die Dienstleistung aus Sicht des Kunden nicht. Daher ist er auch nicht bereit, dies zu bezahlen.  Unter Nicht-Wertschöpfende Tätigkeiten fallen auch unvermeidbare Tätigkeiten, die als Voraussetzung für eine anschließende Wertschöpfung erforderlich sind. Sie werden im Workflow häufig „Rot“ gekennzeichnet.
  • Unvermeidbare bzw. wertermöglichende Tätigkeiten
    sind die dritte Kategorie: Sie erzeugen keinen Wert, aber ohne sie sind die wertermöglichenden Tätigkeiten nicht möglich. Sie werden im Workflow häufig „Blau“ gekennzeichnet.

Die Optimierungsstrategie ist immer gleich:

  • Grüne, wertschöpfende Tätigkeiten vermehren und in ihrer Effizienz verbessern.
  • Rote, nicht-Wertschöpfende Tätigkeiten eliminieren, zumindest reduzieren.
  • Blaue, unvermeidbare Tätigkeiten reduzieren und die Effizienz verbessern.

Ideendokumentation während der Wertstromanalyse

Wir empfehlen dringend, alle Ideen und Beobachtunge, die während der Wertstromanalyse entstehen, nachvollziehbar zu dokumentieren. Dieser Beobachtungs- und Ideenpool wird in der anschließenden Phase des Wertstromdesigns eine sehr wertvolle Quelle sein – sofern nachvollziehbar dokumentiert wurde!

Wertstromanalyse – Software oder Brown Paper?

Klassisch erfolgt die Darstellung des Wertstroms auf Brown Paper – Dies wird schnell „Wand-bzw. Raumfüllend“. Es ist sehr beeindruckend und die relevanten Informationen sind für das Team sofort verfügbar. Die Pflege und Aktualisierung ist leider mühsam.

Deshalb bietet sich die Verwendung von Software zur Darstellung der Wertströme an. Im einfachsten Fall ist die Darstellung  mit Excel möglich – die Symbole dazu sind z.B. hier verfügbar.

Hilfreich ist es dann auch, dass eine Reihe vor Kennzahl-Berechnungen direkt in Excel erfolgen können.

Phase 3 Wertstromdesign – der Folgeschritt zur Wertstromanalyse

Future State – die Zukunft

Wertstromdesign ist der Folgeschritt nach einer Wertstromanalyse. Hier wird der zukünftige, verbesserte Wertstrom „Future State“ entwickelt. Es werden die identifizierten Verbesserungspotentiale bewertet, Verbesserungsideen für diese Potentiale erzeugt und neue Prozesskonzepte entwickelt.

Ideal State vs. Future State

Eine hilfreiche Vorgehensweise ist es, zunächst den Idealen Zustand bzw. Idealen Prozess zu entwickeln – frei von allen realen Zwängen und so, als ob man auf der grünen Wiese ohne Restriktionen seinen Wunschtraum verwirklichen könnte.

Diese Vorgehensweise hat vieles mit der „Idealen Lösung“ oder „Ideal Final Result IFR“ aus TRIZ gemein – Sie ergibt oft radikal andere – und vielfach bessere – Lösungen als der frühe Kompromiss mit Orientierung an den Zwängen der Realität.

In der Regel entstehen mehrere, unterschiedliche Prozesskonzepte, die es natürlich bewertet werden müssen. Oft entstehen auch Teilkonzepte, die aufeinander aufbauen und später stufen- bzw. schrittweise implementiert werden.  Hier gibt es mehr Informationen zu Wertstromdesign.

Wertstrommethode

In der Wertstrommethode sind Wertstromanalyse, Wertstromdesign und Implementierung der verbesserten Prozesskonzepte zusammengefasst.  Hier gibt es mehr Informationen zur Wertstrommethode.

Was ist der Unterschied zwischen Wertstromanalyse und  Wertanalyse ?

Häufig wird die Wertstromanalyse mit der Wertanalyse verwechselt.
Die Wertstromanalyse eine strukturierte Prozessanalyse vom Erzeuger zum upstream-Kunden, bei der die Prozessschritte u.a. mit Hilfe der Lean-Verschwendungsarten und Lean  – Gestaltungsregeln bewertet werden.
Dagegen ist die Wertanalyse ein umfangreicher Methodenkoffer mit dem Ziel,  Produkt- und Prozesskosten zu senken. Vor diesem Hintergrund kann die Wertstromanalyse ein Teilprojekt innerhalb einer Wertanalyse sein. (wenn auch sehr selten, weil vom Umfang in der Regel zu groß).
Mehr Informationen zur Wertanalyse finden Sie hier.

Erfahrungen mit Wertstromanalyse

Wertstromanalyse / Value stream mapping (VSM) ist ein Standardwerkzeug im Lean Management für Verbesserungsprojekte. Wertstromanalyse
  • ist einfach in der Anwendung
  • macht Betroffene zu Beteiligten
  • die Vorgehensweise, Darstellung und das Lesen des Wertstroms ist einfach zu lernen.
  • schafft schnell Transparenz und ein einheitliches Prozessverständnis
  • visualisiert den IST-Zustand und ebenso den Soll- bzw. verbesserten Zustand.
  • Auf Basis der dargestellten Fakten lassen sich Entscheidungen erheblich schneller herbeiführen.

Beratung Wertstromanalyse

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Wir helfen Ihnen operativ, Ihre Produkte und Ihre Prozesse zu verbessern. Wir analysieren Ihre Wertströme, finden gemeinsam mit Ihnen die Verbesserungspotentiale, entwickeln das optimierte Wertstromdesign und setzen gemeinsam mit Ihnen die erforderlichen Massnahmen um.

Hier ist Ihr Kontakt zu uns.


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