Ursache-Wirkungs-Analyse Ishikawa-Diagramm


Eine Ursache-Wirkungs-Analyse (Root-Cause-Analysis) wird oft nur mit Hilfe eines Ishikawa Diagramm / Ursache-Wirkungs-Diagramm durchgeführt. Dies liefert oft bei komplexen Problemstellungen unbefriedigende Ergebnisse und ist deshalb nicht zielführend. Hier helfen ergänzende Methoden zum Ishikawa-Diagramm wie Produkt- und Prozessanalyse, 5Why oder auch die 5W1H-Fragetechnik weiter.
Was erfahren Sie in diesem Beitrag? Inhalte

Ursache-Wirkungs-Analyse mit Ishikawa-Diagramm

Eine Ursache-Wirkungs-Analyse (Root-Cause-Analysis) mit Hilfe des Ishikawa Diagramms zielt darauf ab, alle denkbaren Ursachen für ein Problem zu finden.  Die  Vorstrukturierung mittels der 5M bzw. 6M sttellen Leitfragen bzw. Suchrichtungen dar, so dass man von einem strukturierten Brainstorming zur Ursachensuche sprechen kann.
Mit Hilfe der Fragetechnik 5W (=“5 Why“) können die im ersten Schritt gefundenen Ursachen tiefer gehend analysiert und hinterfragt werden.
Als Hilfsmittel zur Visualisierung hat sich Mindmapping-Software zur Erarbeitung des Fischgrät-Diagramms (Ishikawa-Diagramm) sehr bewährt.

Hintergrund des Ishikawa-Diagramms

Namensgeber des Ishikawa-Diagramms ist der Chemiker Ishikawa Kaoru, der ab den 1940er versuchte, Problemursachen strukturiert zu erfassen und dabei die Fischgrät-Form mit dem Problem als Fischkopf und den 5 M´s als Gräten entwickelte.

Vorteile des Ishikawa-Diagramms

  • schnelle, systematische Eingrenzung möglicher Fehlerursachen
  • gute Visualisierung des vorhandenen Wissens bzw. von Wissenslücken
  • nachvollziehbare Darstellung der Wirkzusammenhänge
  • einfache Ableitung von Abhilfemassnahmen

Ishikawa-Diagramm mit den 6 M´s

  • Mensch
  • Material
  • Maschine
  • Messung (bzw. Messverfahren)
  • Milieu (bzw. Mutter Natur)
  • Methode (bzw. Management)

Ursprünglich bestand ein Ishikawa-Diagramm nur aus 5 M´s. Wir haben aus Praxiserfahrungen heraus das 6te M – die Messung bzw. das Messverfahren – hinzugefügt.

Die M´s lassen sich nochmals verfeinert aufteilen. So kann beispielsweise bei einem Fehler, den „Mensch“ verursacht, es daran liegen, dass Qualifikation, Verfügbarkeit, Kapazität oder der gesundheitliche Zustand ursächlich waren.

operative Unterstützung bei Qualitätsproblemen

Sie kämpfen mit Qualitätsproblemen und instabile Prozessen? Wir bieten operative Unterstützung und können Ihnen helfen. Hier ist Ihr Kontakt zu uns.

Ishikawa-Diagramme erstellen

Klassisch werden Ishikawa-Diagramme am Flipchart oder auf der Pinwand mit Brown Paper mit Moderationskarten erstellt. Der Aufbau erfolgt als Fischgrät-Diagramm mit dem Problem als Kopf des Fischs. Der Fisch erhält 5 (6) Hauptgräten. Jede Gräte wird mit einem der M´s beschriftet. Zur Verfeinerung werden an die Hauptgräten Nebenäste als feinere Gräten gezeichnet und mit der jeweiligen Ursache beschriftet.

Der Vorteil ist, dass alle Workshop-Teilnehmer aktiv mitarbeiten, in dem sie z.B. selbst schreiben und ihre Beiträge selbst anheften.

Nachteilig ist häufig die begrenzte Lesbarkeit und die nur stichwortartige Beschreibung der potentiellen Ursache. Wir arbeiten deshalb bevorzugt elektronisch mit Mindmaps.

Ursache-Wirkungs-Diagramm / Ishikawa-Diagramm Mindmap

Ishikawa-Diagramme effizient erstellen als Mindmaps

Zur Visualisierung und Strukturieren arbeiten wir sehr häufig mit Mindmapping-Software + Beamer. Es wird dann sofort für alle Teilnehmer im Workshop erkennbar, ob für alle M´s denkbare Ursachen gefunden wurden.  Unvollständige M´s und Wissenslücken werden so im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich.

Vorteile Ishikawa-Diagrammen mit Mindmaps

  • graphische Visualisierung potentieller Ursachen
  • Abbildung des aktuellen Wissens des Teams
  • gute Lesbarkeit für alle Teilnehmer
  • vollständige, nachvollziehbare Beschreibung der Fehlerursache / Antwort bei 5 Why
  • nachvollziehbare Dokumentation
  • Beschleunigung durch Nutzung vorstrukturierter 6M-Ishikawa-Template

Software für Ishikawa-Diagramme

Ein kostenfreies Mindmapping Tool ist z.B. Freemind, XMind oder Freeplane (Freeware, download über Chip.de). Kaufprogramme wie  Mindjet oder Mindmanager funktionieren natürlich ebenso.

Ursache-Wirkungs-Analyse vertiefen – Fragetechnik 5Why

Die Fragetechnik 5Why (5x Warum?) hilft, die im ersten Schritt mit Hilfe der 6 M´s gefundenen Ursachen verfeinern. Dieses Ursachen sind Startpunkt der vertiefenden Ursachen-Wirkungs-Analyse  Wenn z.B. die Antwort war, „der Mensch ist eine potentielle Ursache für  das Problem“ ist die anschließende Frage „Warum ist Mensch die Ursache? “ … „Weil er nicht ausreichend qualifiziert ist.“ Diese Antwort wird erneut mit „Warum“ hinterfragt. „Warum ist Mensch nicht ausreichend qualifiziert?“ … Weil …

Erfahrungsgemäß führt bereits die 5te Warum-Frage den Fragenden auf die Merkmalsebene, erkennbar daran, dass diese Merkmale meßbar und damit direkt beeinflussbar sind. Es ist wichtig, die Merkmalsebene zu erreichen, da sich nur hier wirksame Massnahmen definieren lassen.

Kinder sind Experten des „5 Why“

Ein Hinweis mit einem Augenzwinkern: Sollten Sie vergessen haben, wie 5 Why durchgeführt wird und Sie einen versierten Experten suchen, fragen Sie einfach Ihre Kinder um Hilfe. Kinder im Vorschulalter sind absolute Könner in dieser Fragetechnik (!).

Ein ganz ernst gemeinter Hinweis: Sollten Sie selbst keine befriedigenden Antworten insbesondere für das 4te oder 5te Warum finden – z.B. „Weiß ich doch nicht, Geh´ Mama fragen!“ , ist es an der Zeit, einen entsprechenden Fachexperten und Wissenträger zur Teamsitzung einzuladen.

Die Antworten zu den Merkmalen können / müssen aber nicht nach den typischen Ursachen-M´s strukturiert werden. Bezeichnend für 5 Why ist jedoch, dass die Antworten zwischen den M´s „springen“. Sie starten bei Ursache Mensch, landen dann bei Ursache Maschine und vielleicht abschließend bei Methode / Management.

Vorgehensweise Ursache-Wirkungs-Analyse und Team

Die Ursache-Wirkungs-Analyse sollte bevorzugt in einem Team von 4 – 6 Teilnehmern erfolgen und kann z.B. Teil eines KVP-Workshops sein. Die Vorgehensweise „5W-6M“ ist recht einfach:

  1. Fehler beschreiben
  2. Starten mit einem M des Ishikawa (z.B. „Inwieweit kann das Material den Fehler verursachen?“)
  3. Die Antwort aus Schritt 2 durch 5 Why-Fragetechnik (5x „Warum“) detailieren
  4. optional: Antworten der 5ten Stufe strukturieren nach 6 M´s
  5. Prüfen auf / Vervollständigung der Wissenslücken
  6. Bewerten der Ursachen nach Plausibilität
  7. Massnahmen definieren und einleiten

Idealerweise erfolgt eine Dokumentation der Antworten begleitend durch den Moderator als Mindmap.

Die Bewertung wahrscheinlicher Ursachen

Es folgt eine Bewertung der gefundenen Ursachen z.B. mit einer Ampel:

• Rot:     = Kritisch, sehr wahrscheinlich, sofort prüfen
• Gelb:   = Könnte sein, nach Rot prüfen
• Grün:  = unkritisch, unwahrscheinlich

Andere Bewertungsverfahren lassen sich natürlich ebenso verwenden. Wichtig ist, das die gefundenen Ursachen im Anschluss überprüft werden, denn bisher sind die auch die als kritisch bewerteten Faktoren nur Vermutungen.

Nachteile und Einschränkungen von 5Why und Ishikawa-Diagramm

Die Ishikawa-Methode und ebenso die vertiefende Analyse mit 5 Why setzen voraus, dass das Produkt oder der Prozess mit allen Einflussfaktoren und Wirkzusammenhängen bekannt sind. In vielen Fällen ist dies so und man kann sehr schnell zu guten Ergebnissen gelangen.

Kommt man nicht zum Erfolg, z.B. bei Problemen, die schon länger existieren und die sich trotz einer Bearbeitung mit unterschiedlichen Teams bisher einer Lösung widersetzt haben, setzen wir AFD (anticipatory failure determination) , die bewertende Funktionsanalyse und TRIZ ein.

Lean Management –  5Why & 1H

 Im Lean Management wird zur Ursache-Wirkungs-Analyse die Fragetechnik „5 Why“  häufig mit 1H – für „How?“ – erweitert. Dies sorgt für eine lösungsorientierte Bearbeitung der Aufgabenstellung. Zur Visualisierung kann entsprechend das Ishikawa-Diagramm / Ursachen-Wirkungs-Diagramm erweitert werden.

Vorteile 5Why & 1H

  • systematische Eingrenzung möglicher Fehlerursachen
  • Vertiefung bis auf Merkmalsebene = Funktionsebene
  • Lösungsorientierter Ansatz durch das „Wie?“ = 1H
  • einfache Ableitung von Abhilfemassnahmen

Nach Erreichen der Ursachen- oder Merkmalsebene mittels 5 Why führt die Frage „Wie können wir … verändern oder beseitigen (1H = 1 How?) in vielen Fällen zumindestens zu einem, meist jedoch zu mehreren, tragfähigen Lösungsvorschlägen.

Wir kombinieren 5W1H und Ishikawa als 6M- Fischgrät-Diagramm in der Ursachenanalyse häufig miteinander.

5W1H zur Fehlereingrenzung

In der klassischen 5W1H – Fragetechnik stehen die 5W NICHT für 5-maliges, sequentielles Warum-Fragen zur Ursachenvertiefung.

Vielmehr stellen die 5W die typischen Fragen zur Fehlereingrenzung dar – so wie sie z.B. bei einer Unfallmeldung vom Unfallmelder zu beantworten sind.

  1. Who – Wer meldet oder hat beachtet?
  2. What – Was ist passiert? Was ist das Problem?
  3. Where – Wo ist es passiert? Wo ist das Problem aufgetreten?
  4. When – Wann ist es passiert? Wann ist das Problem bemerkt worden?
  5. Why – Warum ist es geschehen? Was sind die auslösenden Problemursachen?
  6. How – Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Wie wird das Problem bzw. die Problemursache beseitigt

Die 5W1H -Fragetechnik sollte deshalb zu Beginn des Problemlösungsprozesses stehen, gefolgt von einer Produkt(funktions)analyse und einer Prozess(funktions)analyse. Danach machen Ishikawa und 5Why häufig erst Sinn.

operative Unterstützung bei Qualitätsproblemen

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Problemlösungs-Workshops und Prozessstabilisierung

Wir  moderieren Ihre Problemlösungs-Workshops, unterstützen Sie in Ihren Projekten  und schulen Ihre Mitarbeiter in Qualitätsmethoden.

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