Anticipatory Failure Determination (AFD) – Problemlösungtechnik


Was ist Anticipatory Failure Determination?

Die Methode “ Anticipatory Failure Determination “ (kurz: AFD) ist eine innovative Problemlösungstechnik zur Aufdeckung komplexer Fehlerursachen und zur Fehlerprävention. Sie basiert auf der TRIZ-Methode. Manchmal findet sich in der TRIZ-Literatur auch die Bezeichung Anticipatory Failure Elimination (AFE).

Was erfahren Sie in diesem Beitrag? – Inhalte

Was ist das Besondere an Anticipatory Failure Determination?

Die Besonderheit von Anticipatory Failure Determination ist der Ansatz des „umgekehrten Denkens“ zur Fehleranalyse.

Erst „den Fehler erfinden um ihn anschließend zu beseitigen führt in der Praxis häufig zu überraschend einfachen, hochwertigen Lösungen – selbst dann, wenn andere klassische Methoden versagt haben. Die Aufforderung, den Fehler als Produkt zu verstehen und ein dazu geeignetes Herstellverfahren zu suchen bzw. zu konzipieren, aktiviert und nutzt das technische Wissen  und seine Erfahrung des Problemlöse-Teams bei der Ursachenanalyse.

Die besondere Vorgehensweise von AFD vereint Elemente der Funktionsanalyse, der Fehlerbaumanalyse FTA und TRIZ unter besonderer Berücksichtigung typisch menschlicher Denk- und Verhaltensbarrieren.

Die Vorteile von AFD

  • dauerhafte Reduzierung von Ausschuss und Nacharbeit
  • gesteigerte Prozesssicherheit
  • Sichere, methodengestützte Identifikation der Ursachen
  • Analogiefindung und Technologie Transfer durch Umkehr des Denkansatzes möglich
  • Fehlervorhersage, Folgenabschätzung und Fehlerprävention möglich
  • Lerneffekte durch Visualisierung & nachvollziehbare Dokumentation
  • Entwicklung eines vertieften Gesamtsystem – Verständnisses, dadurch nachhaltige Prozessverbesserungen

Anwendungsfeld: Fehler mit komplexen Fehlerursachen

  • »Unser Ausschuss ist von 2% auf 15% gestiegen!«
  • »Aber wir haben doch nichts verändert!«
  • »Wir haben schon alles Mögliche versucht, aber trotzdem, es wird nicht besser!«
  • »Und was machen wir jetzt??«

Es gibt wohl wenige Unternehmen, die nicht schon ähnliche Situationen erlebt haben. Unerklärliche Prozessschwankungen, Störungen, Stillstände, die immer wieder auftreten und auch verschwinden wie eine Grippe – nur meist sehr viel teurer und schmerzhafter. Und trotz aller Bemühungen bleiben die wahren Fehlerursachen häufig unentdeckt.

Die Folgen sind ein gesteigerter Kontrollaufwand, Nacharbeit, Kapazitäts- und Lieferengpässe. Dinge, die zu erhöhten Prozesskosten führen und die Rendite schmälern.
Für solche Situationen – Fehler mit komplexen Fehlerursachen – ist AFD entwickelt worden.

Sie kämpfen mit Qualitätsprobleme oder Prozessstörungen?Wir können helfen. Wir unterstützen Sie operativ und inhaltlich bei Qualitätsproblemen. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage. Hier ist Ihr Kontakt zu uns.

gute und schlechte Produkte  – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

1. Die Herstellung fehlerfreier Produkte benötigt als Voraussetzungen:

  • die richtigen Komponenten
  • in der richtigen Menge
  • am richtigen Ort
  • zur richtigen Zeit
  • unter den richtigen Bedingungen

Die gleichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein „damit Fehler auftreten“ oder – wie es bei AFD formuliert wird – um den Fehler „herzustellen“. Nur die Sichtweise und Bewertung machen den entscheidenden Unterschied zwischen Fehler und Produkt.

Produkte sind gewünscht, Fehler sind unerwünscht.

2. Herstellverfahren und erforderliche Produktionsfaktoren für Produkte sind umfassend dokumentiert und recherchierbar. Mitarbeiter haben exzellentes Wissen über diese Verfahren und detaillierte Kenntnisse über Rand- und Nebenbedingungen. Im Gegensatz dazu existieren nur wenige, meist sehr spezifische Fehlerdatenbanken oder Literatur über Fehlerursachen. Persönliches Wissen über mögliche Fehler basiert meist auf eigenen, schmerzhaften Erfahrungen.

Fertigungsverfahren sind Allgemeinwissen, Fehlerdatenbanken sind individuell

3. Die meisten Menschen sind ausgesprochen kreativ und effizient, wenn darum geht destruktiv zu denken, Dinge zu zerstören oder Prozesse zu sabotieren. Hierfür die Kombination der erforderlichen Faktoren zu (er-)finden, fällt ihnen relativ leicht. Dagegen bereitet es ihnen häufig Schwierigkeiten, sich vorzustellen, welche Ursachen für ein Versagen verantwortlich sein könnten. Dies fällt umso schwerer, je komplexer das System ist und je mehr Abhängigkeiten und Faktoren gemeinsam eintreten müssen, damit es zum Versagen kommt.

Destruktiv Denken macht Spaß!

Die Schlussfolgerung

Kehren Sie bei der Ursachensuche Ihre Vorgehensweise und Ihre Bewertung von Fehlern um! Betrachten Sie in der Analysephase den Fehler zunächst als einen wesentlichen Bestandteil des Produkts. Identifizieren Sie dann die erforderlichen Produktionskomponenten und – bedingungen. Und zum Schluss beseitigen Sie diese Komponenten oder Bedingungen ganz gezielt … und damit auch den Fehler!

Die Vorgehensweise von Anticipatory Failure Determination

  1. Betrachte den Fehler als integralen Produktbestandteil und als gewünschtes Produktmerkmal. In diesem (fiktiven) Produkt ist dieses Produktmerkmal kein Fehler, sondern gezielt hergestellt und immer mit gleichbleibender Qualität in jedem produzierten Teil enthalten. Es ist perfekt reproduzierbar. Es kann sicher, zuverlässig, reproduzierbar und prozessfähig exakt mit allen Eigenschaften und Ausprägungen des realen Fehlers hergestellt werden.
  2. Benenne dieses fiktive Produktionsverfahren. Identifiziere für dieses Produktionsverfahren alle zur Herstellung des Fehlers erforderlichen Produktionsfaktoren. Falls das persönliche Wissen nicht ausreicht, nutze Literatur und Datenbanken über Herstell- und Fertigungsverfahren.
  3. Ermittle die optimalen Produktionsbedingungen (Ort, Zeitpunkt etc.)
  4. Suche im realen Produktionsprozess die zuvor identifizierten Fehlerproduktionsfaktoren bzw. Bedingungen.
  5. Beseitige eine oder mehrere dieser Fehlerproduktionsfaktoren im realen Prozess.

-> Der Fehler verschwindet!

Erfahrungen mit der AFD-Problemlösungstechnik

Wie immer gilt: Probleme sind die Folge von Veränderungen im System oder Systemumfeld.
Wir verwenden die Methode häufig in Kombination zu der Problemlösungstechnik Problem Analysis nach Kepner TregoeTM  .
AFD spielt insbesondere dann seine Stärken aus, wenn Wissen über Prozessveränderungen fehlt. Z.B. weil irgendwo in der Zulieferkette auf verschiedenen Wertschöpfungsstufe ein oder mehrere natürlich nicht spezifizierte, nicht überwachte oder nicht dokumentierte Parameter verändert wurden und die Auswirkungen dieser gleichzeitigen Veränderungen an verschiedenen Stellen im Prozess sich als Fehler erst zwei oder drei Wertschöpfungsstufen später beim Verarbeiter oder gar beim Kunden bemerkbar macht.

Mitarbeiter, die die Methodik kennenlernen, sind jedesmal fasziniert und begeistert. Sie begreifen intuitiv die Vorteile, übernehmen sehr schnell die Arbeitstechnik und finden häufig ohne weitere Unterstützung die Problemursachen von Fehlern, bei denen sie vorher hilflos waren.

Kritik an Anticipatory Failure Determination

Direkte Kritikpunkte an AFD gibt es unseres Wissens nach keine. Was wichtig zu beachten ist, dass AFD technisches Wissen und Prozesswissen voraussetzt, wenn es um die Lösung technischer Probleme geht. Je spezieller und tiefer das Fachwissen und je breiter das allgemeine technische Wissen im Team ist, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Vielfach hilft auch die Fähigkeit zur Analogiefindung und Transferleistung „Das ist doch genauso wie…“

Schulungen zu AFD, TRIZ, Problemlösungstechniken

Wir bieten offene Schulungen und inhouse-trainings zu verschiedenen Themen des Qualitätsmanagements an. Oder Sie fragen direkt bei uns an. Hier ist Ihr Kontakt .

Beratung zu AFD, TRIZ  und Problemlösungstechniken

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