Pflichtenheft vs. Lastenheft – Wie vollständig erstellen? – strukturierte Anforderungsanalyse

Was unterscheidet Pflichtenheft und Lastenheft? Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die beiden Begriffe Lastenheft und Pflichtenheft häufig synonym gebraucht, obwohl sie rechtlich und vor allem praktisch sehr gr0ße Unterschiede aufweisen.

Was erfahren Sie in diesem Beitrag? – Inhalte

Lasten- und Pflichtenheft  – Gemeinsamkeiten

Lasten- und Pflichtenheft sind wichtige Dokumente im Anforderungsmanagement und in der Produktentwicklung. Beide beschreiben grundsätzlich die Anforderungen an das zu entwickelnde Produkt, den Prozess oder die Dienstleistung. Aber hier enden auch die Gemeinsamkeiten.

Lasten- und Pflichtenheft  – Unterschiede

Der wesentliche Unterschied zwischen Lastenheft und Pflichtenheft ist die Sichtweise auf das Produkt.

  • das Lastenheft beschreibt umfassend und detailliert die Anforderungen des Kunden oder des Auftraggebers an das Produkt (idealerweise für alle Betriebssituationen und Stufen des Produktlebenszyklus).
  • das Pflichtenheft beschreibt detailliert die Produktspezifikation bzw. Lieferspezifikation, mit der der Lieferant glaubt, das Lastenheft erfüllen zu können.

Wichtig und hilfreich im Zuge einer Abgrenzung ist in beiden Fällen auch,  explizit zu beschreiben, was das Produkt nicht ist oder nicht leisten kann bzw. soll oder welche Betriebs- und Nutzungssituationen nicht berücksichtigt werden. Ebenso wichtig ist die Beschreibung der Schnittstellen zum umgebenden Systemumfeld.

Definition von Pflichtenheft vs. Lastenheft

  • Lastenheft ist der Forderungskatalog des Auftraggebers
  • Pflichtenheft ist der auf Basis des Lastenhefts erstellte Leistungskatalog des Auftragnehmers bzw. Lieferanten

Warum sind vollständige Lastenhefte wichtig?

Nur Anforderungen, die im Lastenheft erfasst sind, werden in das Pflichtenheft überführt. Der Entwickler bzw. Konstrukteur wird nur diejenigen Merkmale im Produkt konstruktiv realisieren, die im Pflichtenheft gefordert sind. Erfahrene Konstrukteure prüfen ein Pflichtenheft auf Lücken, weil sie Produktanwendung und Hintergrund gut kennen, und werden versuchen, diese Lücken zu füllen. Allerdings ist dies eher die Ausnahme.

Weil Lastenhefte oft unstrukturiert im „Brainstorming-Modus“ (mit den bekannten Einschränkungen) erstellt werden, sind die meisten Lastenhefte und damit auch die Pflichtenhefte leider lückenhaft und unvollständig. Dies führt zu zahlreichen Änderungsschleifen mit Zeitverzug und Budgetüberschreitungen in der Produktentwicklung. Viele Unternehmen haben deshalb als Hilfestellung bereits Anforderungs-Checklisten im PEP hinterlegt.

Die Anforderungsanalyse mit QFD hilft, strukturiert vollständige Lastenhefte zu erarbeiten und Produkte zu kreieren, die einen erkennbar gesteigerten Kundennutzen aufweisen und die sich fertigungsgerecht innerhalb des gegebenen Zeit- und Kostenplans entwickeln und herstellen lassen.

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Lastenheft erstellen – prinzipielle Vorgehensweise

  1. Projektbegründung
  2. Ausgangssituation
  3. Soll-Situation
    1. Funktionale Anforderungen
    2. Nicht-funktionale Anforderungen
    3. Schnittstellen / Systemabgrenzung
  4. Auftragsrahmen & Abnahmekriterien

Projektbegründung

Im Schritt 1 – Projektbegründung –  werden die für das Projekt relevanten Auslöser und Hintergründe dargestellt. In einigen Fällen werden bereits hier Zeitrahmen, Ziele bzw. angestrebte Verbesserungen und auch der Budgetrahmen skizziert.

Ausgangssituation / IST-Zustand

Im Schritt 2 – Ausgangssituation –  wird das aktuelle Produkt in seiner Verwendung, seiner Zielgruppe, Kosten und Marktpreisen, den marktseitigen, technischen, rechtlichen Rand- und Einsatzbedingungen sowie ggfs. mit Nachteilen oder Einschränkungen beschrieben.  Wichtig ist ebenfalls die Beschreibung der Schnittstellen sowie der relevanten Stakeholder.

SOLL-Zustand

Funktionale Anforderungen

Im Schritt 3.1 – funktionale Anforderungen –  werden – idealerweise in messbarer Form – die angestrebten Veränderungen bzw. Verbesserungen oder Erweiterungen gegenüber dem Ist-Produkt bzw. Ist-Zustand beschrieben. Idealerweise werden nur funktionale Forderungen im Lastenheft definiert und konstruktive Vorgaben vermieden.

Nicht funktionale Anforderungen

Im Schritt 3.2 – nicht funktionale Anforderungen –  werden weitere, über die funktionalen Anforderungen hinausgehende Anforderungen gesammelt. Diese können z.B. Performance-Merkmale, Komfort, Nutzbarkeit, Identifikation, Sicherheit oder Rückverfolgbarkeit innerhalb des Systemrahmens sein, d.h. sie sind nicht nur dem Produkt zugeordnet.

Schnittstellen / Systemabgrenzung

Im Schritt 3.3 – werden die Schnittstellen zum umgebenden System, die Kontrollelemente und Infrastruktur beschrieben. Wichtig ist sowohl den Material- als auch den Informationsfluss über die Schnittstellen zu definieren.

Auftragsrahmen und Abnahmekriterien

Der Auftraggeber / Kunde sollte den Auftragsrahmen beschreiben. In vielen Fällen wird er eine grobe Zeitplanung mit Meilensteinen erstellen –  idealerweise mit messbare Inhalten, Abnahme- und Abbruchkriterien den jeweiligen Meilenstein. Häufig wird an dieser Stelle auch eine Risikobetrachtung z.B. mit FMEA definiert.

Lastenheft erstellen – Beispiel

  • Produktname
  • Projektziel
  • Produktbeschreibung Ist vs. Soll
  • Beschreibung Systemumfeld und Schnittstellen
  • Anwendungsbeschreibung (zulässig vs. nicht zulässig)
  • Betriebssituationen
  • Produktlebenszyklus
  • Funktionale Anforderungen
  • Qualitäts- und Zuverlässigkeitsanforderungen
  • Sicherheitsanforderungen
  • legislative bzw. normative Vorgaben
  • Zeitrahmen
  • Kostenrahmen
  • Ressourcenrahmen
  • Organisatorische Randbedingungen
  • u.a.

Anforderungsanalyse – Methoden zur Erstellung von Pflichtenheft und Lastenheft

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