Messsystemanalyse MSA
Wie zuverlässig sind Messmittel? – Messsystemanalyse MSA
Messwert und Messunsicherheit
Wir beraten Sie zur Messystemanalyse – operative Hilfestellung
Kenngrößen der Messsystemanalyse MSA
- Cg = Capability gauge
- Cgk= Capability gauge (bei Nicht-Zentrierung)
- GRR = Gauge Repeatability & Reproducibility
Merkmale der Messgeräte bzw. Messsysteme (inkl. Bediener), im Zuge des Verfahren 1 und Verfahren 2 untersucht werden sind:
- Auflösung
- Genauigkeit
- Stabilität
- Linearität
- Wiederholpräzision
- Vergleichspräzision
Eine bestandene Messsystemanalyse ist zwingende Voraussetzung für die statistische Prozesskontrolle SPC und die Einführung von Qualitäts-Regelkarten (QRK). Verläßliche Messdaten und die Kenntnis der Streubereiche ist ebenso „ein Muss“ zur erfolgreichen Bearbeitung von Qualitätsproblemen z.B. mit Hilfe von Shainin-Techniken oder im Six Sigma.
Forderungen aus IATF 16949 und Nachweis der Prüfmittelfähigkeit nach VDA 5
Normen bzw. Vorschriften wie IATF 16949 und VDA 5 fordern eindeutig den Nachweis der Prüfmittelfähigkeit bzw. der Fähigkeit des Messprozesses – nicht nur einmalig und kurzzeitig, sondern langfristig und dauerhaft. Ggfs. müssen die Nachweise wiederholt serienbegleitend erbracht werden.
Wir unterstützen Sie dabei Ihnen dabei, Ihre Messsysteme und Messprozesse nach VDA 5 zu qualifizieren. Hier ist Ihr KONTAKT zu uns.
Serienanlauf – Prozessfähigkeit nicht erreicht – und jetzt?
Was vielleicht harmlos klingt „MSA nicht bestanden“ oder „Merkmal nicht spezifiziert, weil nicht messbar“ oder nur „vorläufige Prozessfähigkeit erreicht“ (weil Toleranzen geöffnet wurden) verursacht handfeste Konflikte, Diskussionen und Zeitverlust bei Produkt- und Serienanläufen.
Eine weitere Folge sind teure Reklamationen zwischen Kunde und Lieferant, weil SOP und Markteinführung nicht verschoben werden, aber dadurch die Stückzahlen hoch laufen.
Sie gehören hoffentlich nicht zu diesen Fällen. Wenn doch, dann fragen Sie uns an. Hier ist Ihr KONTAKT zu uns.
Hintergrund der Messsystemanalyse
Messergebnisse unterliegen einer Vielzahl von Einflussfaktoren. Zum einen sind dies Faktoren aus dem Messgerät / Messmittel – z.B. Nichtlinearität, unzureichende Auflösung oder eine systematische Messabweichung. Weitere Faktoren sind Bedienereinflüsse sein – z.B. als Folge eines anders gearteten Handlings oder als Folge von gesundheitlichen Einschränkungen. Als dritte Gruppe von Einflussfaktoren auf das Messsystem können Abweichungen als Folge von Umwelt- und Umfeldfaktoren auftreten – z.B. Temperatur-, Feuchte- oder Druckänderungen. die Verfahren der Messsystemanalyse MSA im Überblick
Was ist der Unterschied zwischen Messmittel und Prüfmittel?
Wird eine kontinuierliches Merkmal, das jede beliebige Größe annehmen kann, mit einem geeigneten Gerät gemessen, so spricht man von einem Messmittel. Beispiel sind z.B. Längen- oder Breitenmessungen mit einem Messschieber oder einer Messuhr.
Wird im Zuge dieser Messung überprüft, ob ein Soll-Maß oder eine Toleranz eingehalten wird – also eine Konformitätsprüfung erfolgt und eine Akzeptanz- bzw. Ablehnungsentscheidung getroffen – , so ist dieses Messmittel gleichzeitig ein Prüfmittel.
Als Prüfmittel unterliegt dieses Messmittel der Prüfmittelüberwachung.
Werden diskrete Merkmale z.B. mit einer Lehre geprüft, wobei nur 2 Ausprägungen z.B. „Passt“ bzw. „Passt nicht“ möglich sind, so spricht man ebenfalls von einem Prüfmittel. Ein Beispiel sind z.B. Bohrungen, die mittels eines Prüfdorns geprüft werden auf „vorhanden“ oder „nicht vorhanden“.
In der DIN ISO 13485 sind die Anforderungen an Messmittel, die als Prüfmittel verwendet werden, im Detail geregelt.
MSA – Verfahren 1 – Fähigkeit des Messmittels
Das MSA Verfahren 1 wird als erster Schritt zur Beurteilung von neuen oder veränderten Messsystemen durchgeführt. In diesem Verfahren wird die Genauigkeit (accuracy) und Wiederholpräzision (repeatability) eines Messgeräts / Messmittels überprüft.
Dazu wird an einem realen Prüfobjekt der Merkmalswert mindestens 25-mal, besser 50-mal vermessen. Aus der Sollwert-Vorgabe, der Standardabweichung der Messwerte und der systematischen Messabweichung werden die Indizes Cg und Cgk berechnet.
Die Streuung darf dabei einen in der Regel zuvor festgelegten Prozentanteil des Toleranzbereichs des Merkmals oder des Prozesses nicht überschreiten. Hier ist auch ein wichtiger Unterschied zur Prüfung eines (kalibrierten) Normals: Das reale Bauteil kann durch seine Eigenschafen das Prüfergebnis anders beeinflussen als das Normal und für die Berechnung der Fähigkeit ist die Vorgabe einer Toleranz erforderlich.
Wichtig für die Praxis – Prüfanweisung
Es sollte im Zuge einer Prüfplanung eine ausreichend detaillierte Prüfanweisung mit Berücksichtigung der relevanten Einflussgrößen / Faktoren erstellt werden und während der MSA diese Einflussfaktoren konstant gehalten werden. Später kann diese Prüfanweisung auf Basis der Erkenntnisse von Verfahren 1 (und später Verfahren 2) entsprechend angepasst und optimiert werden.
MSA Verfahren 2 – GRR
Dieses Verfahren untersucht die Wiederhol- und Vergleichspräzision eines Messsystems (repeatability reproducibility (GR&R, G für Gauge = Messgerät). Voraussetzung für Verfahren 2 ist das erfolgreiche Bestehen des Verfahren 1.
Beim Verfahren 2 werden in der Regel zehn Teile, die möglichst den gesamten Streubereich des gemessenen Merkmals abdecken sollten, mindestens zweimal von drei verschiedenen Bedienern vermessen. Umgebungs- und Umfeldeinflüsse sollten konstant bleiben.
Für jeden Bediener wird ein Gesamtmittelwert und mit Standardabweichung berechnet.
Die Differenz der Mittelwerte erlaubt eine Ausssage über die Vergleichspräzision. Der Gesamtmittelwert wird verwendet zur Beurteilung der Wiederholpräzision. Verfahren 2 gilt als bestanden, wenn die Gesamtstreuung des Messsystems eine vorher festgelegten Prozentwert der Prozessstreung oder Toleranzbreite des Merkmals unterschreitet.
MSA Verfahren 3 – Prüfungen ohne Bedienereinfluss
Das Verfahren 3 der MSA ist ein Sonderfall des Verfahrens 2. Hier wird davon ausgegangen, dass es keinen oder einen zu vernachlässigenden Bedienereinfluss gibt. (z.B. automatisierte Kamera-Messsysteme).
MSA Verfahren 7 – attributive Prüfung
Häufig lassen sich Merkmale nicht messen, sondern nur durch vergleichende Prüfungen bewerten im Sinne von „Gut“ bzw. „Schlecht“. In diesen Fällen spricht man von attributiver Prüfung. Typisches Beispiel ist die Prüfung einer Farbe oder des Glanzes einer Oberfläche. Die Prüfung diskreter Merkmale, die nur 2 Merkmalsausprägungen wie z.B. „Bohrung vorhanden“ bzw. „Bohrung nicht vorhanden“ fällt nicht in diese Kategorie.
attributive Prüfung als Quelle für schwankende Ausschusszahlen
Die Bewertung der Bauteilqualität bei attributiven Prüfungen unterliegt häufig sehr stark individuellen, subjektiven Einflüssen durch die jeweiligen Prüfer. Diese können u.a.
- von der Tagesform,
- vom gesundheitlichen Zustand,
- vom subjektiven Qualitäts- und Werte-Empfinden
- von der Konzentrationsfähigkeit
abhängig und damit veränderlich sein. Alle diese Faktoren haben entsprechende Auswirkungen auf Prüfergebnisschwankungen, Ausschusszahlen und damit die Qualitätskosten.
Auch für attributiven Prüfungen – in vielen Fällen sind dies Sichtprüfverfahren oder Lehrenprüfungen – ist ein Eignungsnachweis erforderlich. Die Messsystemanalyse MSA bietet dazu mit dem Verfahren 7 das entsprechende Vorgehen.
Beurteilungskriterium Kappa
Allein durch Zufall könnte ein Prüfer – zumindest im Nachweisverfahren „Verfahren 7“ – eine vollständige Übereinstimmung mit der Referenz erreichen – unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Um dies zu berücksichtigen, werden die Prüfergebnisse mit Hilfe des Fähigkeitsindex κ (Kappa) beurteilt d.h. das Verhältnis der Anzahl an richtigen Bewertungen zur Gesamtzahl der geprüften Referenzteile unter Berücksichtigung zufälliger Übereinstimmung.
Zur Berechnung wird ermittelt , wie oft das Ergebnis des Prüfers mit dem (korrekten) Vorgabe- bzw. Sollwert der Referenzteile übereinstimmt. Zur Beurteilung wird dieses Ergebnis in´s Verhältnis zu einer zufälligen Übereinstimmung gesetzt.
- Kappa κ=1 bedeutet 100% Übereinstimmung und wird für automatische Systeme in der Regel gefordert.
- appa κ=0 bedeutet, dass die berechnete Übereinstimmung dem Erwartungswert für zufällige Übereinstimmung entspricht.
- Für attributive Prüfungen, die dem Einfluss des Prüfers unterliegen, wird ein Kappa κ=0.9 und besser gefordert.
- Prüfsysteme mit einem Kappa κ<0.7 gelten als „nicht fähig“.
Fleiss – Kappa vs. Cohen – Kappa
Generell gilt, dass, wenn man die Konsistenz eines Prüfers mit sich selbst prüfen will, mindestens 2 Datenreihen vorhanden sein müssen. Ebenso ist es erforderlich, wenn man 2 Prüfer vergleichen will, mindestens 1 Datenreihe pro Prüfer vorhanden ist.
Weil man bei Verfahren 7 erfahren möchte, ob und inwieweit die Prüfer „richtig“ entscheiden, ist das Vorhandensein von „richtigen“ Standard- / Referenzwerte zwingend.
Schulung zu Messsystemanalyse
weitere MSA Verfahren
MSA Verfahren 4 – Linearität und Hysterese
Ziel des MSA – Verfahren 4 ist es, zu überprüfen, ob ein linearer, gleichbleibender Zusammenhang zwischen den realen (bekannten) Vorgabewerten eines Merkmals und dem vom Messsystem jeweilig bestimmten Messwert vorliegt. D.h. dass z.B. eine vorgegebene Kennwertkurve vom Messsystem entsprechend ohne Hystere und unverändertem, gleichbleibendem Offset richtig wiedergegeben wird.
MSA Verfahren 5 – Langzeitstabilität und Drift
Das Verfahren 5 der MSA beobachtet die Veränderung eines Merkmals an einem (identischen) Bauteil über die Zeit. Dazu wird dieses Bauteil wiederholt,mehrfach in unterschiedlichen Zeitabständen vermessen. Weil die Veränderung von Mittelwert und Streuung als Kennwerte dienen, sind mehrere Bauteile in solchen Zeitreihenversuchen erforderlich.
MSA Verfahren 6 – diskretisierte Merkmale
Das Verfahren 6 der MSA prüft die Übereinstimmung der Prüfergebnisse von verschiedenen Prüfern an Referenzteilen mit diskretisierten (d.h. nicht kontinuierlichen) Merkmalen in unterschiedlicher Größenausprägung.
Weil es so schwierig klingt: Der typische Sehtest beim Augenarzt oder Optiker mit den Buchstaben bzw. Zahlen in unterschiedlicher, nicht kontinuierlichen Schrift- bzw. Zahlengröße ist ein solches MSA Verfahren 6 – allerdings erfolgt bei den meisten Augenärzten vermutlich keine statische Auswertung der Ergebnisse der „Prüfer“.
Wir bieten praxisorientierte offene Schulungen zur Messsystemanalyse MSA an. Hier ist ihr Link zur Schulung Messsystemanalyse MSA
Natürlich bieten wir diese Schulungen auch inhouse MSA – Training individuell an Ihre Messaufgaben und Prozesse angepasst an. Hier ist Ihr KONTAKT zu uns.
Sensitivität und Spezifität von Messverfahren
In der Regel wird bei der MSA davon ausgegangen, dass das Messverfahren ein Merkmal immer zu 100% richtig erkennt, wenn es vorhanden ist bzw. ebenso sicher, wenn es nicht vorhanden ist. Dies gilt für die wenigsten Prüfverfahren. In der Praxis gilt vielmehr, dass keine Prüfung und kein Test perfekt zuverlässig ist.
Insbesondere bei klinischen / medizinischen Tests ist dies bekannt und wird berücksichtigt. Die Güte eines solchen Tests wird mit zwei Kenngrößen beschrieben:
- Sensitivität
- Spezifität
Die Sensitivität (Richtig-Positiv-Rate) eines Tests beschreibt seine Fähigkeit, tatsächlich erkrankte Personen korrekt zu identifizieren.
Die Spezifität (Richtig-Negativ-Rate) eines Tests beschreibt seine Fähigkeit, tatsächlich nicht-erkrankt („gesunde“) Personen korrekt zu identifizieren.
Neben Sensitivität und Spezifität haben zwei weiterer Faktoren Einfluss auf die absoluten Prüfergebnisse. Zum einen die Quote der tatsächlich erkrankten Personen in der Stichprobe (reale „Fehlerquote“) und zum zweiten die Art und Weise der Auswahl der Stichprobe. Dies ist z.B. relevant für Prüfpläne im QM. In der industriellen Praxis wird dies selten z.B. in der Wareneingangskontrolle ausreichend berücksichtigt.
Konflikte mit Lieferanten und Kunden wegen mangelnder Qualität?
„Unser Lieferant liefert ausserhalb der Spezifikation! Wir haben die Teile nachgemessen!“ – Häufig ist diese Aussage richtig und dann ein Thema für einen Problemlösungs-Workshop mit geeigneten Problemlösungsmethoden. Ebenso häufig stellen wir allerdings auch fest, dass der Lieferant und der Kunde unterschiedliche Messsysteme verwendet oder nach unterschiedlichen Prüfanweisungen gearbeitet wird. Und „selbstverständlich“ sind diese nicht harmonisiert oder abgesprochen. Ein typischer Fall für eine MSA unter Beteiligung beider Parteien.
Was vielleicht harmlos klingt „MSA nicht bestanden“ oder „Merkmal nicht spezifiziert, weil nicht messbar“, verursacht handfeste Konflikte und Diskussionen sowie teure Reklamationen zwischen Kunde und Lieferant.
Sie gehören hoffentlich nicht dazu. Wenn doch, dann fragen Sie uns bitte an. Wir können Ihnen helfen. Hier ist der Kontakt zu uns.
Prozessstabilisierung & Ausschuss – Ursachenanalyse Messsystem
Sie sind in der Qualitätssicherung mit schwankender Produktqualität konfrontiert? Ihre Prozesse zeigen unerklärliche Veränderungen, obwohl sie alles „unverändert“ lassen?
Wir empfehlen immer, im Zuge der Ursachenanalyse bei Qualitätsschwankungen und steigenden Ausschusszahlen das Messsystem zu überprüfen. In der Regel schwanken Prozesse weit weniger als die jeweiligen Messmittel und Prüfsysteme. Und nur auf Basis verläßlicher Kennzahlen ist erkennbar, ob die Massnahmen zur Prozessstabilisierung und Prozessoptimierung die gewünschte Verbesserung liefern.
Normen und Regelwerke zur Messsystemanalyse MSA
U.a. in den Regelwerken IATF 16949 und VDA Band 5 ist die Durchführung und Vorgehensweise zur Messsystemanalyse beschrieben.
Schulung zu Messsystemanalyse und SPC
Hier sind die Links zu unseren Schulungen der Messsystemanalyse und in der statistischen Prozesskontrolle SPC . Natürlich bieten wir diese Schulungen auch als MSA und SPC inhouse-Training individuell an Ihre Messaufgaben und Prozesse angepasst an. Wir freuen uns auf Sie!
Beratung & Unterstützung bei Messsystemanalyse MSA und SPC
Ihre Messergebnisse schwanken unerklärlich? Sie können Ihre Prozesse nicht zuverlässig steuern, weil die Prozessüberwachung nicht funktioniert? Wir können helfen. Hier ist Ihr Kontakt zu uns.