Kennzahlen zur Unternehmensbewertung


Kennzahlen zur Unternehmensbewertung wie z.B. der Cashflow liefern die Grundlage für eine  Unternehmensfinanz- und Risikoanalyse. Sie zeigen, ob ein Unternehmen dauerhaft in der Lage ist, Investitionen aus eigenen Erträgen zu tätigen, zu wachsen und zukünftig wettbewerbsfähig am Markt zu bestehen. Sie zeigen ebenso Risiken und Handlungsbedarf auf.

Was erfahren Sie in diesem Beitrag? – Inhalte

Kennzahlen zur Unternehmensbewertung

Kennzahlen zu Unternehmensbewertung liefern zuverlässig sichere Hinweise, ob ein Unternehmen gesund ist – oder ob Risiken sich materialisieren, zu Problemen werden und sich vielleicht zu existenzgefährdenden Krisen entwickeln.

Das regelmäßige – z.B. monatliche oder sogar wöchentliche – Monitoring von Risiken und geeigneter Unternehmenskennzahlen sollte ein Fokus der Unternehmensführung sein und nicht allein dem Controlling überlassen werden.

Kennzahlen zur Risikobewertung und Finanzbewertung sind in einer Zeit von sich häufendem Zahlungsverzug,  von Forderungsausfällen und Insolvenzen ein recht einfach zu handhabendes Instrument für die laufende Kontrolle und Steuerung der Unternehmenssituation.

Risikomonitoring – frühzeitig Handlungsbedarf erkennen

Wir werden uns uns auf einige wenige Kennzahlen zur Unternehmensbewertung konzentrieren. An dieser Stelle sei nur auf einen Punkt hingewiesen: Unternehmenskennzahlen reagieren vielfach nur verzögert auf operative Probleme und Schwierigkeiten. Sie müssen deshalb Teil des Risikomonitoring sein – neben weiteren Kenngrößen, die sehr viel schneller die Veränderung der Risiken und die operativen Veränderungen und Probleme zeigen. Gerade operative Verändungen lassen sich z.B. anschaulich in einer Balanced Scorecard (BSC) verfolgen.

rote Warnlampen bei kritischen Kennzahlen

Die Erläuterungen, Kommentare und Vergleichszahlen bzgl. Bilanz- bzw. Finanz-Kennzahlen erfolgen vor dem Hintergrund einer Untersuchung von mehr als 2.600 Unternehmensinsolvenzen in einer Studie der Deutsche Bundesbank 2011 untersucht. In Studie wurde festgestellt, in welchem Korridor der Kennzahlen die Unternehmen gesund sind und wirtschaftlich arbeiten. Ebenso wurde festgestellt, ab welchem kritischen Schwellwert die Warnlampen rot leuchten sollten und dringender Verbesserungsbedarf besteht.

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Kennzahlen zur Risiko- und Unternehmensbewertung

Working Capital

Diese Berechnung des Working Capital gibt den prozentualen Anteil an, zu dem das kurzfristige Fremdkapital durch das Umlaufvermögen gedeckt ist. Der Wert des Betriebskapitales zeigt die Liquiditätssituation des Unternehmens in Verbindung mit dem Forderungsbestand. Dieser Wert steht auch ganz besonders im Interesse von Fremdkapitalgebern, denn die Liquiditätslage und  finanzielle Stabilität des Unternehmens ist besser, je höher das Betriebskapital ist.

Je stärker dieser Wert unterhalb von 100 Prozent liegt, desto kritischer.

Diese Berechnung des Working Capital zeigt den Überschuss des Umlaufvermögens über das kurzfristige Fremdkapital als absolute Zahl.  Das Umlaufvermögen, („flüssige Mittel“ wie Guthaben auf Bankkonten +Bargeld + Forderungen + Wertpapiere + Vorräte minus kurzfristige Verbindlichkeiten) sollte also möglichst weitgehend bzw. vollständig die kurzfristigen Verbindlichkeiten abdecken.

Das Working Capital sollte immer positiv sein!

Eigenkapitalquote

Eine Eigenkapitalquote von 20% sollte als Minimum angestrebt werden. Dies bedeutet im Umkehrschluss:  Das Unternehmen arbeitet mit 80% fremdem Geld d.h. es finanziert sich zu sehr gr0ßen Teilen über Kredite und ist damit stark in seinen unternehmerischen Entscheidungen von den Kapitalgebern abhängig. Gute Werte für die Eigenkapitalquote liegen oberhalb von 25% Eigenkapitalanteil.

Was eine kritische Eigenkapitalquote ist, erkennt man bei Insolvenzen. In 82% der Insolvenzfälle lag die Eigenkapitalquote unter 10%.

Umsatzrendite

Die Umsatzrendite drückt aus, wie viel Prozent des Umsatzes als Gewinn übrig bleiben. Je nach Branche sollte dieser Wert bei zumindest 5 Prozent liegen, in vielen Branchen jedoch bei 10 – 15 Prozent.

Was eine kritische Umsatzrendite ist, erkennt man bei Insolvenzen. Bei 68 Prozent der Unternehmensinsolvenzen lag die Umsatzrendite unter einem Prozent (<1%)!

Cash-Flow

Der Cashflow ist der Saldo aus Einzahlungen und Auszahlungen in dem jeweiligen Betrachtungszeitraum. Er berücksichtigt nur zahlungswirksame Vorgänge.

Der Cash-Flow ist ein häufig genutzter Maßstab für die Ertrags- und die Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens und sollte immer positiv sein. Ein guter Wert liegt bei über 8%. In über 70% der Insolvenzfälle lag die Cash-Flow-Marge unter 2 Prozent.

Die Berechnung des Cashflow

Prinzipiell werden 2 Verfahren zur Berechnung des Cashflow genutzt.

Cashflow – direkten Berechnung:

Zahlungseingänge minus Zahlungsausgänge = Cashflow

Beispiele für Zahlungseingänge sind:

  • Zahlungseingänge von Kunden für gelieferte Produkte oder Dienstleistungen „bezahlte Rechnungen“
  • Mieteinnahmen
  • Lizenzeinnahmen z.B. aus gewährten Nutzungsrechten aus Patenten und Schutzrechten
  • Liquiditätszuflüsse aus aufgenommenen Krediten oder Aktienverkäufen
  • Erlöse aus Anlagen- oder Immobilienverkäufen

Beispiele für Zahlungsausgänge sind:

  • Auszahlungen an Lieferanten für geliefertes Material und Dienstleistungen
  • Lohn- & Gehaltszahlungen an Mitarbeiter
  • Miet- & Leasingzahlungen
  • Zahlungen für Kredittilgung oder Aktienrückkäufe
  • Zahlungen für Grundstück- oder Immobilienerwerb

Cashflow – indirekte Berechnung:

GEWINN plus nicht zahlungswirksame Aufwendungen minus nicht zahlungswirksame Erlöse = operativer Cashflow

Grundlage für die indirekte Berechnung ist eine Jahresbilanz eines Unternehmens, in der der Gewinn nach Steuern ausgewiesen wird.

Beispiele für nicht-zahlungswirksame, „unbare“ Aufwendungen sind:

  • Rückstellungen für Steuern, Risiken oder laufende Rechtsverfahren
  • Abschreibungen „AfA“

Beispiele für nicht zahlungswirksame, „unbare“ Erlöse sind:

  • aufgelöste Rückstellungen
  • Wertzuschreibungen auf Materialbestände, Grundstücke oder Gebäude
  • Bestandserhöhungen

3 unterschiedliche Arten des Cashflow

Um die Finanzsituation eines Unternehmens transparenter abzubilden, werden in der Praxis häufig 3 Arten des Cashflow unterschieden:

  • Operativer Cashflow
  • Cashflow aus Investitionstätigkeit
  • Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Operativer Cashflow

Der operative Cashflow ist das Ergebnis aller zahlungswirksamen Vorgänge („Zahlungseingänge minus Zahlungsausgänge“ ) im Betrachtungszeitraum im Rahmen der normalen Geschäftstätigkeit. Ein positiver operativer Cashflow ist gleichbedeutend mit freier, verfügbarer Liquidität und ermöglicht es dem Unternehmen, z.B. Kredite zu tilgen oder neue Investitionen zu tätigen. Der operative Cashflow berücksichtigt ebenfalls Abschreibungen, Rückstellungen oder Bewertungsveränderungen von Beständen, Immobilien oder Wertgegenständen. Der operative Cashflow erfasst nicht Ein- oder Auszahlungen als Folge von Investitionen, Einlagen oder Ausschüttungen.

Cashflow aus Investitionstätigkeit

Der Cashflow aus Investitionstätigkeit saldiert die durch Investitionen bedingten Ein- und Auszahlungen.

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit beinhaltet alle Kapitalzu- und abflüsse, Kreditaufnahmen, Aktienan- oder -verkäufe, die zu Änderungen des Eigenkapitals z.B. durch Kapitalerhöhungen oder Dividendenausschüttungen führen.

Negativer Cashflow

Ein negativer Cashflow ergibt sich, wenn die Ausgaben eines Unternehmens im Betrachtungszeitraum höher sind als die Einnahmen. Dies ist häufig bei stark wachsenden Unternehmen und bei Start-ups zu beobachten. Ist der Cashflow über mehrere Jahre dauerhaft negativ, wird das Unternehmen in der Regel zahlungsunfähig und damit insolvent.

dynamische Verschuldungsgrad

Der dynamische Verschuldungsgrad beziffert den Zeitraum, den ein Unternehmen zur Tilgung seiner Schulden aus dem Cashflow benötigt. Je kleiner der Wert dieser Kennzahl ist, desto schneller kann ein Unternehmen seine Schulden aus Mitteln tilgen, die mit eigenen Umsatzerlösen erwirtschaftet worden sind.

Ein Unternehmen mit kleinem dynamischen Verschuldungsgrad ist relativ gesehen unabhängiger von seinen Kreditgebern. Ein geringer Wert (unter 3 ) gilt als ein positives Indiz für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens. D.h. mit einem dynamischen Verschuldungsgrad von 3 kann ein Unternehmen aus dem Cashflow, also dem gesamten Mittelzufluss des Unternehmens, alle Verbindlichkeiten in weniger als drei Jahren tilgen.

In 85 Prozent der Konkursfälle lag der dynamische Verschuldungsgrad bei 7

D.h. ein solches Unternehmen benötigt Cashflow von 7 Jahren, um seine Schulden zurückzuzahlen.

Fazit Risikomonitoring –  frühzeitig Prozessoptimierung einleiten

Auch wenn es zum Teil deutliche Unterschiede von Branche zu Branche und je nach Unternehmensgröße gibt: Die „rote Warnlampe“ muss blinken, wenn solche wichtigen Unternehmenskennzahlen derart kritische Werte aufweisen. Wichtig ist, rechtzeitig mit der Prozessoptimierung zu beginnen – solange der Handlungsspielraum noch vorhanden ist.

Denn gerade die Kennzahlen machen deutlich: Hier wurden Probleme nicht gesehen oder ignoriert – und das vermutlich seit Jahren. Das vorhandene Eigenkapital ist ja nicht innerhalb weniger Wochen abhanden gekommen – die Ertragskraft nicht plötzlich verschwunden.

Quellenangabe: Teile des Textes und Informationen aus diesem Artikel stammen von unserem Netzwerkpartner J.Brüser, Brüser Beratung zur Unternehmensentwicklung und wurden veröffentlicht auf  www. akademie.de.

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