Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung


Welche Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung gibt es? Und welche Bewertungsmethoden ist für welche Art von Entscheidung am besten geeignet?
Was erfahren Sie in diesem Beitrag? – Inhalte
Generell lassen sich zwei Typen von Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung unterscheiden:
  • intuitive Bewertungsmethoden
  • rationale strukturierte Bewertungsmethoden

intuitive Methoden zur Entscheidungsfindung – Beispiele

Es gibt sehr umfangreiche theoretische Betrachtungen über die Art und Weise, wie Menschen intuitive Entscheidungen treffen. Was alle intuitive Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung auszeichnet ist, dass sie in der Regel sehr schnell sind, weil intuitiv – vielfach sogar spontan „aus dem Bauch heraus“ – entschieden wird.

Dies geht bei Gruppenentscheidungen in der Regel mit einem Verzicht auf die (zeitintensive) Diskussion und Definition der Bewertungskriterien und Beschreibung der Leistungsanforderungen einher.

Abstimmungen per Handzeichen auf die Frage „Wer geht mit zum Essen?“ oder die „Abstimmung mit den Füßen“, wenn daraufhin die ersten Kollegen aufstehen, sind einige einfache Beispiele. Auch eine Massenpanik gehört in diese Kategorie.

Anwendungsfelder für intuitive Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung

Intuitive Bewertungsmethoden werden dann bevorzugt, wenn

  • wenig Zeit zur Verfügung steht
  • eine Fehlentscheidung keine gravierenden Auswirkungen hat
  • im Fall einer Fehlentscheidung eine einfache, preiswerte Korrektur möglich ist.

Wir verwenden abhängig von der jeweiligen Situation und Zielsetzung unterschiedliche Bewertungsmethoden und Verfahren zur Entscheidungsfindung sowohl intuitiv spontane Methoden als auch strukturierende Entscheidungsfindungsverfahren.

Die Geschwindigkeit intuitiver Bewertungsmethoden hat in vielen Fällen Vorteile und führt oft zu guten Ergebnissen, wenn umfangreiches (Fach-)Wissen und Erfahrung in dem zur Entscheidung anstehenden Thema vorhanden ist. Bei emotionaler Betroffenheit und besondere bei einem komplexen Entscheidungsproblem kann sie auch zu einer Fehlentscheidung führen.

Übersicht intuitiver Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung

Hier ein kleiner Überblick über einige intuitive Methoden ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Münze werfen

Zwei Alternativen stehen zur Wahl , jede Alternative entspricht einer Seite der Münze (Wappen oder Zahl). Die Münze wird geworfen und diejenige Alternative, deren Münzseite nach oben zeigt, wird gewählt. Dieses Zufallsverfahren ist sinnvoll bei einfachen Entscheidungen ohne Konsequenzen oder bei vollkommen gleichwertigen Alternativen.

Würfeln

Mehrere Alternativen stehen zur Wahl, jede Alternative entspricht einer Zahl des Würfels. Es wird gewürfelt, diejenige Alternative, deren Zahl zuerst fällt, wird gewählt.

Abstimmung per Handzeichen

Der Moderator oder Sitzungsleiter stellt der Gruppe evtl. nach einer vorausgehenden Diskussion in einer Abstimmung zwei Alternativen zur Wahl (Ja-Nein). Die einfache Mehrheit entscheidet. Dieses intuitive Verfahren ist sinnvoll bei einfachen Entscheidungen ohne besondere Konsequenzen. z.B. um herauszufinden, wer im Workshop noch länger arbeiten möchte als geplant.

Punkte Kleben

Die Abstimmenden erhalten 3 oder 5 Klebepunkte und verteilen diese z.B. am Flipchart spontan auf diejenigen Alternativen, die ihnen am attraktivsten, sinnvollsten, besten etc. erscheinen. Das Verfahren dient z.B. im Workshop dazu, schnell um ein Stimmungsbild in der Gruppe abzufragen, um Themenschwerpunkte zu ermitteln und Bewegung in die Gruppe zu bringen.

Ampel Rot – Gelb – Grün

Für die Beurteilung einer Situation sind 3 Stufen wie bei einer Ampel möglich: ROT – GELB – GRÜN. Rot werden schlechte oder sehr kritische Elemente („No-Go´s“) zugeordnet, Gelb ist neutral bzw. benötigt weitere Klärung, Grün ist positiv bzw. unkritisch („Go“). Das Verfahren ähnelt der PMI-Tabelle von deBono, ist aber stärker visuell orientiert. In Verwendung mit der Mindmapping – Technik ist dies ein hervorragendes, zeiteffizientes visuelles Verfahren zur Risikobeurteilung in Fehlerbäumen (FTA) oder auch als Alternative zu einer FMEA.

Pro-Contra-Liste & PM-Tabelle (Plus – Minus – Tabelle)

Eine Pro-Contra- Liste bzw. die Plus-Minus-Tabelle („PM-Tabelle“) stellen den Übergang zu den rational-struktierten Methoden zu Entscheidungsfindung da. Beides sind tabellarische qualitative Gegenüberstellungen von Vor- bzw. Nachteile jeweils für eine Alternative. Es werden in der Regel keine Beurteilungskriterien ausgearbeitet, auf die jede der Alternativen anschließend überprüft werden. Die PM-Tabelle hilft schnell verschiedene Aspekte von Handlungsalternativen zu sammeln, zu strukturieren und zu visualisieren.

PMI-Tabelle (Plus-Minus-Interessant-Tabelle nach E. deBono)

Von Edward de Bono stammt die Erweiterung der PM-Tabelle um eine „Interessant“- Spalte. In der I-Spalte werden offene, ungeklärte Punkte gesammelt. Die Vorgehensweise kann in Einzel- oder Gruppenarbeit benutzt werden z.B. um eine Diskussion zu versachlichen, die Argumente zu sammeln, zu strukturieren und insbesondere offene Punkte mit Handlungsbedarf aufzuzeigen.

Vorteile und Nachteile intuitiver Bewertungsmethoden

  • Spontan getroffene Einzel- oder auch Gruppenentscheidungen benötigen kaum Zeit, weil Alternativen, Bewertungskriterien und Gewichtung meist nur sehr kurz diskutiert werden.
  • Intuitiv getroffene Entscheidungen unterliegen der aktuellen Stimmungslage. Emotionale Betroffenheit, unbewußte Handlungsmuster, das persönliche Befinden oder die Stimmung in der Gruppe oder ausschlaggebende Motivationsgründe für die getroffene Entscheidung lassen sich später nur schwierig nachvollziehen.
  • Ein Lerneffekt ist bei intuitiv getroffenen Entscheidungen selten erkennbar – außer die (zu) späte Erkenntnis, dass man vielleicht doch mehr Zeit auf die Entscheidungsvorbereitung hätte verwenden sollen.

rationale strukturierte Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung

Rationales Entscheidungsmodell

Dieses Modell stellt die Grundlagen aller strukturierten Bewertungsmethoden zur Entscheidungsfindung dar. In 6 Schritten wird die Entscheidung strukturiert erarbeitet.

  1. zur Entscheidung stehendes Thema definieren
  2. Kriterien identifizieren, die für die Entscheidung relevant sind
  3. Relevanz „Gewicht“ des jeweiligen Kriterium festlegen
  4. Wahlalternativen für das Thema beschreiben
  5. Alternativen bewerten
  6. Entscheidung für die beste Alternative treffen

Entscheidungsbaum  & Vroom-Yetton-Entscheidungsmodell

Der Entscheidungsbaum stellt ein Ausschlussmodell mit einer hierarchische Reihenfolge von Ja / Nein Entscheidung dar. Ähnlich wie im Sport bei einem K.O-Turnier treten zwei Alternativen gegeneinander an und werden mit Hilfe zuvor gewählten Ja-/Nein- Entscheidungsfragen bewertet. Der „Nein-Kandidat“ scheidet aus, der „Ja-Kandidat“ erreicht in die nächste Runde.

Diese Vorgehensweise ähnelt dem paarweisen Vergleich, allerdings scheidet im Fall des Entscheidungsbaums die schlechtere „Nein“-Alternative aus und wird nicht wie im paarweisen Vergleich abschließend hierarchisch gewichtet.

Wahlalternativen zu entwickeln:- Szenario-Technik / Best Case vs. Worst Case

Häufig fällt es schwer, Entscheidungs- und Handlungsalternativen zu erkennen. Ohne diese Alternativen beschränkt sich eine Entscheidung schlicht auf ein Ja bzw. Nein für diese eine,einzige Handlungsoption.

Die Szenario-Technik und das Beschreiben eines Best-Case, eines Worst-Case liefert häufig wichtige Impulse und Aspekte für die Alternativenentwicklung und Entscheidungsfindung. Als mögliche Szenarien bieten sich z.B. an

  • Best Case vs. Worst Case vs. Real Case
  • Situation gestern – heute – morgen – übermorgen …  3 – 5 – 10 Jahre
  • Positionswechsel / Tetralemma:  Ich – Du – Er – neutraler Beobachter

Nutzwertanalyse / bewertete Entscheidungsmatrix / decision analysis

Die strukturierenden Bewertungsverfahren wie z.B. die Nutzwertanalyse (NWA) nach Ch. Zangenmeister oder  Entscheidungsfindung nach Kepner TregoeTM („decision analysis“) sind nicht intuitiv und „spontan“.  Sie erfordern vielmehr Vorarbeit und sind deshalb „langsamer“. Dafür sind die Beurteilungsergebnisse später besser nachvollziehbar.

Für komplexe Entscheidungsprobleme und unternehmensrelevante Entscheidungen empfehlen wir diese stärker strukturierenden Methode gegenüber den intuitiven, spontanen ad-hoc – Entscheidungen.

Schulung Entscheidungsfindung und Bewertungsmethoden

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Beratung Entscheidungsfindung und Bewertungsmethoden

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